Auf zur Nussjagd
Ratgeber zur Mitmach-Aktion: Auf zur Nussjagd
Welche Fraßspur gehört zu welchem Nager?
Kleinsäuger verwenden verschiedene Techniken zum Öffnen von Haselnüssen. Die Schale verrät daher viel über den Nager, welcher die Nuss verzehrt hat. Mit deiner Hilfe möchten wir uns dies zu Nutze machen, um mehr über das Vorkommen von Haselmaus, Eichhörnchen, Rötelmaus und Waldmaus zu erfahren. Achte bei deiner nächsten Wanderung auf Haselnusssträucher und such am Boden nach angeknabberten Nüssen. Betrachte diese genau, halte nach folgenden Merkmalen Ausschau und berichte uns gerne von deinem Fund.
Kreisrundes Loch mit Bissspuren parallel zum Lochrand – die Haselmaus war hier!
Im Detail: Die Haselmaus nagt ein Loch in die Schale und vergrößert dieses mit den unteren Schneidezähnen entlang der Kante. Es entsteht eine kreisförmige Öffnung mit glattem Rand. An der Oberfläche der Nuss sieht man die vom Loch ausgehenden parallel bis spiralförmig angeordneten Zahnspuren.
Die Haselmaus ist mit einer Körperlänge von bis zu 9 cm Österreichs kleinster Bilch. Neben der geringen Größe ist sie gut an ihrem curryfarbenen Fell und dem dichtbehaarten Schwanz zu erkennen. Auffallend sind zudem ihre großen schwarzen Augen und die langen Tasthaare – beides sind typische Merkmale von dämmerungs- und nachtaktiven Tieren. Zu finden ist die Haselmaus in Lebensräumen mit ausreichender Nahrung (fruchttragende Sträucher) und ausgeprägter Deckung (Dickicht aus Sträuchern und Stauden). Lichte, naturnahe Laubmischwälder mit fruchtreichem Unterwuchs zählen daher zu ihren bevorzugten Habitaten.
Halbe Nuss ohne Bissspuren – das schafft nur das Eichhörnchen!
Im Detail: Das Eichhörnchen zerbricht die Nuss mit den unteren Schneidezähnen. Es bleiben nur der Abdruck der unteren Schneidzähne (Lupe!) und die gegenüberliegenden Haltespuren der oberen Schneidezähne an der Schale zurück – sonst gibt es keine Zahnspuren, weder an der Bruchkante, noch an der Nussoberfläche. Häufig wird nur ein Teil der Nuss abgesprengt und es entsteht ein ovales Loch. Erfahrene Eichhörnchen können die Nuss halbieren.
Das Eichhörnchen ist mit seinem buschigen Schwanz und dem hellrot bis braunschwarzen Fell gut zu erkennen. Der tagaktive und erkundungsfreudige Nager kann häufig in Laub- und Mischwälder sowie in Parks und Gärten beobachtet werden. Regelmäßig wird man dabei Zeuge seiner erstaunlichen Kletter- und Springfähigkeit. Das kugelige Nest („Kobel“ genannt) befindet sich hoch oben in den Bäumen in Stammnähestammes. Da es keinen Winterschlaf hält, versteckt das Eichhörnchen im Herbst Vorräte, von denen es bis zum Frühjahr zehrt. Auf dem Speiseplan stehen Samen und Früchte sowie Knospen, Blüten und notfalls Baumrinde.
Rauer Lochrand mit Bissspuren auf der Bruchkante – das war die Rötelmaus!
Im Detail: Die Rötelmaus nagt ein Loch in die Nuss, steckt die oberen Schneidezähne hinein und vergrößert es mit den unteren Schneidezähnen. Es entsteht ein rauer Lochrand mit scharfer Schnittkante und darauf querverlaufenden Bissspuren. An der Nussoberfläche finden sich keine Abdrücke.
Die Rötelmaus verdankt ihren Namen dem im Sonnenlicht kupferrot schimmernden Fell. Als einzige Wühlmausart lebt sie bevorzugt in Laub- und Mischwäldern mit gut entwickelter Kraut- und Strauchschicht und wird daher als „Waldwühlmaus“ bezeichnet. Die Rötelmaus sucht im lockeren Boden und der Bodenauflage nach Nahrung. Sie frisst Keimlinge, Gräser, Kräuter, Moos, Pilze, Rinde, Früchte, Insekten und Schnecken.
Rauer Lochrand mit Bissspuren auf der Bruchkante und Zahnabdrücke auf der Nussschale – Eine Waldmaus!
Im Detail: Waldmäuse nagen ein Loch in die Schale und vergrößern dieses mit den unteren Schneidezähnen, während sie die Nuss an der Außenseite (!) mit den oberen Schneidezähnen fixieren. Es entsteht ein rauer Lochrand mit vielen feinen, parallelen Bissspuren, die quer zum Lochrand verlaufen. Im Gegensatz zur Rötelmaus befinden sich am äußeren der Nussschale die Abdrücke der oberen Schneidezähne.
Gelbhalsmäuse, Waldmäuse und Alpenwaldmäuse zählen zu den Waldmäusen (Apodemus). Alle drei Arten können gut an ihren großen Ohren und langem Schwanz erkannt werden. Sie besitzen einen grazilen Körperbau und sind ausgezeichnete Kletterer mit sehr gutem Geruchs- und Gehörsinn. Sie bewohnen nahrungsreiche Misch- und Laubwälder, wo sie sich von Samen von Bäumen, Gräsern und Kräutern, Triebe und Stängel, Wurzeln, Beeren, Moose, Insekten, Schnecken und Regenwürmern ernähren.
Tipps zum Suchen
Ende August/Anfang September sind die ersten Haselnüsse reif und fallen zu Boden. Dies ist der beste Moment, um auf Nussjagd zu gehen. Denn auch wenn man bis zum ersten Schnee Nüssen finden kann, sind diese bereits oft unter einer Schicht Laub bedeckt und nicht mehr leicht zu finden. Als Ausrüstung empfehlen wir Behälter für die gefundenen Nüsse und eine Lupe, um die Nüsse gleich vor Ort begutachten zu können. Während die Haselmaus ihre Nüsse noch oben in den Ästen frisst und danach die Schale fallenlässt, suchen Waldmäuse und Rötelmäuse ihr Futter am Boden und fressen an geschützten Stellen. Dies kann ein größerer Stein oder ein am Boden liegender Ast sein. Eine Suche an solchen Stellen lohnt sich oft!
Wo und wie melde ich meinen Fund?
Solltest du eine verdächtige Fraßspur an einer Nuss finden, melde uns bitte deinen Fund zusammen mit einem Foto der Nuss auf der Fundmeldeseite der laendlemaus.at. Du kannst den Fund auch einfach bei der inatura vorbeibringen, oder ihn per Post senden. Bitte ergänze jedenfalls deinen Fund mit Angaben zum Fundort, dem Datum und deinem Namen.
Hinweis: Damit wir den Fund bestätigen können, sollte das Loch und die Zahnspuren mit ausreichender Bildschärfe abgebildet sein.
Warum ist das wichtig?
Die Haselmaus verlor in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Lebensräumen. Naturnahe Wälder wurden vielerorts durch strukturarme Forstwälder ersetzt. In der Kulturlandschaft ist nur noch selten Platz für ausgedehnte Gehölzstreifen und strauchreiche Wildnis. Um den seltenen Bilch besser schützen zu können müssen wir mehr über sein Vorkommen wissen. Mithilfe einer Fraßspur an einer Nuss kann eindeutig dokumentiert werden, dass eine Haselmaus am Fundort vorkommt. Aber auch Fraßspuren des Eichhörnchens sind von Interesse. Denn obwohl die Art vermutlich in Vorarlberg weit verbreitet ist, werden die Tiere selten gemeldet.
Was geschieht mit den Daten?
Nach einer Überprüfung durch das Projektteam werden die Fundpunkte in die Datenbank der inatura übertragen und wissenschaftlich ausgewertet.